Vielfalt als Chance

PPÖ - Bundesthema 2009

Der Bundesjugendrat hat in der Bundestagung 2008 die Resolution "Vielfalt als Chance in einer modernen Gesellschaft" eingebracht. Mit ebenso großer Zustimmung wurde "Vielfalt als Chance" auch zum Bundesthema 2009 ernannt.

Vielfalt als Chance

Die Bundestagung der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs, die im Oktober 2008 in Innsbruck stattfand, setzte sich mit brennenden Fragen der Kinder- und Jugendwelt auseinander.

In einer Resolution fordern die PPÖ  Vielfalt als Chance in einer modernen Gesellschaft zu sehen, da diese tägliche Lebenswirklichkeit der Pfadfinder*innen ist. Vielfalt als Synonym für Pluralität in der heutigen Gesellschaft. Die Pfadfinder*innen weichen daher niemandem aus, sondern begegnen Menschen verschiedenster Herkunft, unterschiedlicher Religion, divergierender körperlicher und geistiger Fähigkeiten, bestimmter sexueller Orientierung, unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft. Auch soziale Dimensionen wie Bildung, Berufschancen, Einkommen, Wohnort und ethnische Zugehörigkeit müssen beachtet werden.

Forderungen

Die PPÖ sehen Vielfalt als Herausforderung an, Kinder und Jugendliche zu Frieden und Demokratiefähigkeit zu erziehen. Seit über 100 Jahren wird Chancengleichheit im Umfeld der Pfadfinder*innen-Arbeit gepflegt, auch wenn in unserer Gesellschaft Diskriminierungen in vielen Ausprägungen vorkommen und ein friedvolles Miteinander stören. Als moderne Kinder- und Jugendbewegung fordern sie die EntscheidungsträgerInnen, PolitikerInnen und den Gesetzgeber in Österreich auf, sich für die Chancengleichheit aller Menschen verstärkt einzusetzen.

Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs setzen sich ein für ...

... Zivilcourage, partnerschaftlichen Umgang, freie Ausübung des Glaubens, Kinderrechte, interkulturelles Bewusstsein, Minderheitenrechte, demokratisches Miteinander, sensible Berichterstattung zum Thema Vielfalt und die Anerkennung der Vielfalt als Chance für die Gesellschaft.

Partizipation als Schlüssel

Junge Menschen sind oftmals von mehrfacher Diskriminierung betroffen. Die PPÖ rufen dazu auf, die Vielfalt unter Kindern und Jugendlichen anzuerkennen und den Dialog im Sinne der Friedenserziehung zu fördern. Darum müssen alle jungen Menschen aktiv in gesellschaftliche Gestaltungsprozesse einbezogen werden. Umfassende Teilhabe ist der Schlüssel für gesellschaftliche Integration.

Grußworte auf der Tagung

  • Beim Empfang des Präsidiums der Tiroler Pfadfinder*innen im Gemeinderatssaal der Landeshauptstadt konnte Präsidentin Christine Kronlechner die Vertreterin von Stadt und Land, Univ. Prof Dr. Patricia Moser und Alt - Bgm. Helmut Kopp, sowie den Präsidenten der PPÖ, Mag. Christian Letz, begrüßen.
  • Frau Kronlechner betonte, dass die PPÖ den Kindern und Jugendlichen einen Lebensraum bieten, aus dem sie Motivation, sowie zeitgemäße Identifikationselemente schöpfen können. Mitglieder der PPÖ sind ein selbstbewusster Teil dieser Bewegung und begründen dies altersgemäß entlang des Leitbildes.
  • Frau Stadträtin Dr. Moser drückte im Grußwort ihre Begeisterung für die Pfadfinderbewegung aus und dankte, dass sich über 70 Leiter*innen aus ganz Österreich in Innsbruck für ihre zukunftsweisende Tagung ausgesucht haben.
  • Alt - Bgm. Helmut Kopp erinnerte daran, dass die Tiroler Pfadfinder und Pfadfinderinnen "Friedensbotschafter" der Friedensglocke der ARGE Alp in Mösern sind. Dies ist eine Aufgabe und Auftrag zugleich. Als ehemaliger Pfadfinder fühlt er sich dieser Bewegung sehr verbunden und wünschte der Tagung großen Erfolg.

Paul Lampl (Gruppe Völs)

Wir sind eine bunte Bewegung!

"Wir sind für die Angehörigen aller Religionsgemeinschaften und ethnischen Gruppen offen. Wir sind unabhängig von jeder politischen Partei. Wir erziehen zum Frieden" - aus der Verbandsordnung der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs. Provokant ausgedrückt würde es im Jahr 2009 vielleicht heißen: Wir haben Angst vor dem "anders als die Mehrheit"-sein und unsere Jugendlichen, wie auch viele Erwachsenen, haben große Schwierigkeiten damit umzugehen.

Nicht zu leugnen ist, dass die Angst vor der Zunahme an Vielfalt in unserer Gesellschaft zu einer Förderung von Missverständnissen und Radikalismus führt. Dies zeigen nicht nur diskriminierende Aktivitäten, wie wir sie in Tageszeitungen zu lesen bekommen, sondern auch die unliebsame Realität, sich nicht mit einem unangenehmen Thema auseinander setzen zu wollen.

Tatsache ist, dass die Zunahme von kultureller Vielfalt in unserer Gesellschaft die Förderung entsprechender Kompetenzen schon ab dem jungen Alter, mit dieser Vielfalt umgehen zu können, immer notwendiger macht.

Dabei spielen die Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs eine entscheidende Rolle: Ausgehend von unserem Versprechen und dem Pfadfindergesetz, ist es für jedes Mitglied unserer Bewegung auf der ganzen Welt selbstverständlich, sich gemeinsam und miteinander für eine bessere und friedvollere Gesellschaft einzusetzen. Wir Leiter*innen haben die Möglichkeit und Aufgabe, Kindern und Jugendlichen den richtigen Umgang mit dem vermeintlich Fremden zu vermitteln und aufzuzeigen, wo wir aus den Vorteilen der großen Unterschiede gewinnen können.

Inhaltliches Ziel muss es sein, Vielfalt als etwas Positives zu erkennen und schätzen zu lernen.

Es gibt kein einheitliches Modell, aber eine Vielfalt an Möglichkeiten, dies aktiv umzusetzen. Den Kindern und Jugendlichen soll nahe gebracht werden, dass Menschen Anspruch auf Gleichbehandlung haben, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung.

Mit dem Bundesthema Vielfalt als Chance setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Menschenrechtsbildung, denn die gewinnt für junge Menschen immer mehr an Bedeutung. Unsere Gesellschaft und insbesondere Kinder und Jugendliche werden immer mehr mit sozialer Ausgrenzung, religiösen, ethnischen und nationalen Unterschieden konfrontiert, sowie mit den Vor- und Nachteilen einer fortschreitenden Globalisierung.

Menschenrechtsbildung geht auf diese zentralen Themen ein und kann helfen, die verschiedenen Wahrnehmungen, Überzeugungen, Einstellungen und Werte einer modernen multikulturellen Gesellschaft verständlich zu machen. Sie hilft dem Einzelnen Wege zu finden, wie solche Unterschiede genutzt werden können.

"Wir" oder "Die Anderen"

Wer sind die vermeintlichen Anderen, die wir nicht kennen? Oder vielleicht ist dies die falsche Fragestellung. Kannst du dich mit den unterschiedlichen Zugängen zu beiden Seiten der Medaille identifizieren? Und wenn nicht, wie wäre es möglich trotzdem miteinander auszukommen, ohne die andere Meinung oder Motivation zu diskriminieren oder ignorieren, die ebenfalls unter Pfadfinder*innen zu finden sein könnte?

Wir sind eine Bewegung voller Vielfalt über die ganze Welt verteilt und Bruder oder Schwester zu einem Jeden der 38 Millionen Pfadfinder*innen, wenn wir nach den Worten von Baden-Powell leben. Es ist wichtig sich selbst bewusst zu werden, dass jeder von uns gerne einmal idealisiert oder dämonisiert. Mit diesem Bewusstsein ist es möglich Die zu verstehen oder noch viel weiter zu gehen und gar verstehen zu lernen, wie Die uns sehen, um dadurch auf interessante Gemeinsamkeiten oder friedliche Diskussionsthemen zu stoßen.

Susi Windischbauer und Micha Posvek