Angst

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Dem Thema "Angst" wollen wir hier noch extra Raum bieten, weil es gerade bei WiWö - und hier vor allem am Sommerlager - eine große Rolle spielt. Dazu haben wir für dich einen Auszug aus der Woodbadge-Arbeit von Thomas Pertl, die er nach dem Woodbadgekurs 1999 geschrieben hat.

Zu diesem Thema fand ich in einer Bibliothek das Buch "Kinder haben Ängste" von Jan-Uwe Rogge (ISBN 3498057480, Rowohlt, 1997). Unter "" gesetzte Sätze sind direkte Zitate dieses Buches.

Brauchen Kinder Angst für ihre Entwicklung?

Angst ist eine natürliche Empfindung der Menschen, sie hat eine sichernde Funktion, um das Leben zu gewährleisten. "Sich Ängsten zu stellen, sie mit eigenen, manchmal ungewöhnlichen Methoden zu bewältigen, in das Leben auszuziehen, um das Fürchten zu erleben und den Umgang damit zu lernen, stellt eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben zwischen dem dritten und dem zehnten Lebensjahr dar."

"Der dänische Philosoph Kierkegaard formulierte, Angst sei nur vor dem Hintergrund von Freiheit möglich. Die Freiheit, sich zu entfalten, Neues anzupacken, ist mit Angst verbunden - eine Angst, die herausfordernd und schöpferisch, konstruktiv und kreativ macht. Sich selbstbestimmten Aufgaben zu stellen ist mit Spannung und Stress verknüpft, weil man scheitern kann, zugleich können so aber starke Gefühle von Selbstbewusstsein und Autonomie entstehen."

Von der Lust an der Angst

"Die Lust an der Angst hat mit Wagnis, Nervenkitzel, mit Erregung zu tun. Angstlust bedeutet Sich-Verlieren, etwas wagen, Räume jenseits gewohnter Sicherheiten zu sichten, sich darin zu bewegen und diese Räume zu erobern. Angstlust hat zu tun mit äußerer Gefahr, der man sich freiwillig aussetzt, und der Hoffnung auf Sicherheit am Schluss, auf ein glückliches Ende."

"Kinder haben Lust, sich in angstbesetzte Situationen zu begeben, sie zu erleben, sich zu erfahren, wenn dies im gesicherten Rahmen, in einem Kontext selbstgeschaffener und selbstbestimmter Regeln und Rituale geschieht, damit die mit der Angstlust einhergehenden Verunsicherungen erträglich und beherrschbar bleiben."

"Die Lust an der Angst macht Spaß, weil sie die Gewissheit bietet, in den Alltag zurückzukehren. Sie bleibt überschaubar, weil sie an eine bestimmte Situation gebunden ist, die es zu durchstehen gilt."

Doch kann man nur von Angstlust sprechen, wenn drei Grundvoraussetzungen gegeben sind:

  • Das Kind begibt sich freiwillig in das Abenteuer.
  • Es existiert eine äußere, objektive Gefahr: Ungeheuer, etc. .
  • Das Wissen und das Vertrauen auf einen positiven Ausgang des Erlebnisses beruhigen.

Diese drei Punkte sind äußerst wichtig, möchten wir unseren Kindern nicht schaden!!!

Angstbewältigung

Eine gute Angstbewältigung gelingt nur, wenn die Kinder selbst konstruktiv beteiligt sind, wenn sie in ihren Kompetenzen zur Problemlösung gefordert, gefördert, ermutigt und gestärkt werden. Kinder erfinden Phantasiefiguren, sowohl gute als auch böse, die eine zeitlang Begleiter sind, um dann wieder zu verschwinden. In Zaubergeschichten und Märchen wird dem Kind emotionale Stärkung gegeben, denn die Sichtweise des "Es könnte so sein" bringt einen realistischeren Blick auf die Wirklichkeit.

Erschreckt ihr eure Kinder?

Also: wir sind nicht die einzige Gruppe Österreichs, die mit ihren Kindern gruselt. Eigentlich traf ich keine Gruppe, die ihre Kinder nicht irgendwie erschreckt. Begeistert wurde mir von Schatzsuchen, Geisterjagden, Gruselparties, Überfällen durch ältere Abteilungen, Spiele auf die Art wie "Die unendliche Geschichte", Abendspaziergängen, Mutproben und Horrorüberstellungen erzählt. Das "Erschreckungsausmaß" ist bei vielen Gruppen unterschiedlich, doch wissen überall die FührerInnen nie von etwas und haben meistens eine "weiße Weste".

Wie viel Angst wollen WiWö?

Über eines war ich mir mit allen GesprächspartnerInnen einig: Kinder wollen Angst spüren und ihren Mut beweisen. Wie viel, darüber hatten wir zu diskutieren. Meine Meinung: Kinder wollen irreale Angst. Sie wünschen nach Erlebnissen, die sich in einer Märchenwelt abspielen. Wichtig dabei ist für sie, dass sie die Bedrohung durch ihre Phantasie steuern und nur so weit zulassen können, wie sie wollen. Hierbei lassen sie ihrer Kreativität freien Lauf und entwickeln in ihrer Phantasie die wunderlichsten Geschichten und Lösungsvorschläge. Erlebnisse, die real sein könnten und bei denen Menschen wirklich zu Schaden kommen wie Entführungen, Überfälle und Katastrophen sind ungeeignet. Die Kinder erleben ihre Furcht nicht als Abenteuer, sondern haben ein echtes Problem. Die Angst um Personen bedrückt sie dabei sehr, auch nachhaltig. Sie können bei so einem Ereignis nicht wirklich abschalten und aus dem Abenteuer aussteigen. Einmal inszenierten wir einen Ausweisdiebstahl. Nachdem die Ausweise verschwunden waren, waren die Kinder mehr damit beschäftigt, welche Folgen das für uns hat, als einen Lösungsweg zu finden.

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