Demokratie in der WiWö Stufe: Unterschied zwischen den Versionen

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* Lichtenegger: Ge(h)fühle (Veritas Linz) ISBN 3-7085-5110-1
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* Lichtenegger: Ge(h)fühle (Cornelsen Lernhilfen) ISBN 3-4642-1838-4
  
 
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Aktuelle Version vom 11. März 2008, 11:05 Uhr

Mogli denkt

Die PPÖ sind – ihren Grundsätzen nach – ein demokratischer Verein. Demokratie heißt aber nicht, wie viele Leute immer wieder glauben, "die Mehrheit entscheidet", sondern vielmehr, dass alles, was in deiner Arbeit passiert, von den WiWö mitgetragen wird. (In der Politik heißt das, dass "die Staatsgewalt vom Volke ausgeht".) Nachdem die WiWö ein Teil der PPÖ sind, gilt der Grundsatz der Demokratie auch für sie. Viele meinen, Kinder seien zu jung, ihre Meinungen "ordentlich" zu sagen.

Voraussetzungen

WiWö müssen erst lernen, ...

  • ihre Gefühle zu erkennen, zu beschreiben und auszudrücken.
  • eigene Positionen zu entwickeln und zu vertreten.
  • ihre Meinung mitzuteilen ohne andere zu verletzen oder lächerlich zu machen.
  • andere Meinungen und Entscheidungen der Gruppe zu akzeptieren.
  • ihre Standpunkte zu überdenken.
  • Freundschaften zu schließen und zu pflegen.
  • nachzudenken, bevor sie etwas tun.
  • Regeln der Gemeinschaft anzuerkennen und mitzubestimmen.
  • immer mehr an Entscheidungen mitzuwirken.
  • Frieden als Resultat von Gerechtigkeit zwischen Menschen zu erleben.
Puck und Mogli mit Kegel und Würfel

Dazu müssen sie ...

  • verlieren oder nachgeben können.
  • zuhören und andere ausreden lassen können.
  • andere Meinungen zulassen und teilen können.
  • tolerant sein können.
  • aber auch widersprechen können.
  • offen sein für Neues.
  • ihre Rechte und Pflichten kennen.
  • Regeln einhalten können.
  • fair sein können.
  • sich überwinden können.
  • Angst haben dürfen.
  • Entscheidungen akzeptieren können.
  • usw.

WiWö sind die Hauptpersonen

Kinder sind die Hauptpersonen unserer Aktivitäten und daher müssen wir unsere Erfolge an ihnen messen. Nur sie selbst wissen, was sie möchten, was ihnen gefallen hat oder nicht. Diese persönliche Erfahrungen sind aber ganz individuell, sie passieren innerhalb des Kindes und nur sie selbst können sie daher beurteilen. Je mehr Einfluss die WiWö auf das Programm haben, je direkter sie mitbestimmen können, desto mehr Interesse und Motivation haben sie auch, daran teilzunehmen. Und wie immer erfordert es einen kindgerechten Umgang mit demokratischen Mitteln, zumal du ja in deiner Arbeit sehr oft die Meinungen und Stimmungen deiner Kinder erheben solltest. Schafft ihr es aber gemeinsam Demokratie wirklich zu leben, ist das sicher der ehrlichste Weg, Entscheidungen in einer Gruppe zu treffen.

Für dich heißt das: Nimm Rücksicht auf alle Beteiligten und ihre persönlichen Bedürfnisse! Achte darauf, dass die WiWö ihre Bedürfnisse (Wünsche, Meinungen, Bewertungen, ...) kundtun können, und dass auf ihre Meinung Rücksicht genommen wird. Nur so lernen sie, dass sie ihre eigene Meinung haben können, dass diese ernst genommen wird und somit zählt. Zeige den WiWö, dass nicht nur Mehrheitsentscheide zählen, sondern dass es auch gemeinsame Lösungen gibt! Entscheidungen müssen getroffen werden, doch muss die Entscheidung nicht immer "entweder - oder" lauten. Versucht, Lösungen kindgerecht zu finden, damit die WiWö lernen, dass es auch ein Nebeneinander unterschiedlicher Meinungen in einer Großgruppe gibt – nicht nur "die Mehrheit entscheidet". Setze Grenzen flexibel nach dem Entwicklungsstand der Kinder! Achte bei den oben genannten Schritten auf den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes. Was für die einen zu schwer (Überforderung) ist, ist für die anderen "langweilig" (Unterforderung).

WiWö brauchen "andere" Methoden

Wir Erwachsenen kennen das Sprechen als wichtigste Methode der Meinungsäußerung. Wenn du einmal begeisterte Kinder beobachtet hast, dann weißt du, dass sie schon körpersprachlich ganz andere Formen haben, dir zu sagen, dass ihnen etwas gefällt – und es gibt noch jede Menge anderer Wege (Methoden), wie Kinder sich leichter ausdrücken können. Versuche also bei der Methodenauswahl darauf zu achten, dass die WiWö nicht nur über die Sprache kommunizieren sondern biete ihnen auch kreative visuelle (Sehen), akustische (Hören) und haptische (Greifen) Methoden an, um das ganze Kind anzusprechen.

Kinder brauchen kreative, kindgerechte und ganzheitliche Methoden, um

  • sich eine Meinung zu bilden.
  • Entscheidungen zu finden.
  • Wünsche/Bedürfnisse zu äußern.
  • Entscheidungen, die du triffst, für sie sichtbar zu machen.
  • Entscheidungen umzusetzen.
  • Entscheidungen und deren Folgen auszuwerten.
  • Aktivitäten zu bewerten und zu reflektieren.

Tipp: Reflexion oder Rückschau In der Reflexion schaut die Gruppe noch einmal zurück auf das, was gewesen ist und wie es geplant und umgesetzt wurde. Das kann ein Spiel sein, eine Heimstunde oder ein ganzes Lager. Jedes Gruppenmitglied kann für sich noch einmal überlegen wie es mitgewirkt hat, welche Rolle es im Geschehen hatte, was gut gelaufen ist und was es vielleicht besser anders gemacht hätte, was ihm gefallen hat, was nicht. Die Reflexion gibt euch die Möglichkeit, Fehler zu erkennen, die ihr das nächste Mal vermeiden könnt. Ihr bekommt Rückmeldungen, für eure weitere Arbeit mit den WiWö. So entstehen wichtige Erfahrungen für alle. Daher solltest du möglichst oft die WiWö nach ihrer Meinung fragen. Zieh aber nicht voreilige Schlüsse aus den Aussagen der Kinder, sondern frage nach, wenn du nicht sicher bist oder lass dir deine Vermutungen bestätigen.

Puck und Mogli auf Sofa

Wir, die Erwachsenen, wissen viel über das Kind, aber wir können uns irren.
Das Kind allein weiß, ob es sich wohl fühlt oder nicht.
(Janusz Korczak)

Im Leitungsteam solltet ihr jede Aktion (auch jede Heimstunde) nachbesprechen. Wenn das auch anfangs nach "viel Arbeit" aussieht, wirst du merken, dass es langsam zur Routine wird. Wenn du dann auch noch mitschreibst, was ihr in der Reflexion festgestellt habt, wirst du sehen, dass ihr euch sogar bei der nächsten Planung Zeit ersparen werdet. Möglichkeiten der gelebten Demokratie bei den WiWö Hier findest du eine lange Liste möglicher Methoden, um WiWö mitreden zu lassen, sei es jetzt in der Vorbereitung, bei der Erhebung ihrer Meinungen, beim Reflektieren, beim Entscheidungen finden oder umsetzen. Wir haben sie – getreu der ganzheitlichen Erziehung – in Herz-, Hirn-, und Handmethoden unterteilt. Auch wenn das nicht in jedem Fall so eindeutig möglich ist, soll es dir doch helfen festzustellen, ob du abwechslungsreiche Methoden verwendest. Natürlich ist diese Liste nicht vollständig – dir fallen vielleicht auch noch andere Dinge ein. Unsere Beispiele stammen von aktiven WiWö-FührerInnen und werden in den Völkern und Meuten ständig angewandt. Im Anschluss daran steht noch ein ganz praktisches Beispiel von einem Sommerlager. Das zeigt uns, dass die Demokratie auch bei den WiWö funktioniert.

Allgemein lässt sich noch sagen, dass

  • Kinder viel spontaner und gegenwartsbezogener leben und daher immer für sie absehbare Ergebnisse brauchen. (Frage sie also nicht im Winter, was sie gerne auf dem Sommerlager machen möchten!)
  • Kinder, wie wir Erwachsene auch, Zeit brauchen, um Informationen zu verarbeiten, nachzudenken und natürlich auch um Fragen zu stellen. Überlege dir einfach, wie lange du für diesen Prozess brauchen würdest – wenn du überraschend um deine Meinung gefragt wirst – und gib den Kindern für ihre Entscheidungen mindestens doppelt so viel Zeit.
  • es in deiner Verantwortung liegt, für jedes Kind die Methode zu finden und zu nutzen, die für es am besten ist. Das bedeutet wieder einmal mehr, dass du übers Jahr verteilt den WiWö möglichst viele verschiedene Methoden anbieten sollst.
  • WiWö gerade erst dabei sind, ihre eigene Meinung zu entdecken. Du musst daher den Grad der Mitbestimmung dem Stand ihrer persönlichen Entwicklung anpassen.
Puck und Mogli mit kreativen Methoden

Herz.jpg Herzmethoden

  • Schaffe eine persönliche Beziehung zu deinen WiWö und gehe auf jedes einzelne Kind ein.
  • Nimm deine WiWö ernst.
  • Beobachte die WiWö und höre ihnen zu. Besprich deine Beobachtungen im Leitungsteam.
  • Achte darauf, wer anwesend ist oder oft fehlt.
  • Gib deinen WiWö Zeit zum Erzählen.
  • Stellt gemeinsame Regeln auf.
  • Halte Kontakt zu den Eltern/Erziehungsberechtigten deiner WiWö. Sie wissen, was die Kinder daheim erzählen.
  • Gib deinen WiWö bei einer Abstimmung zwei bis drei Auswahlpunkte, um sie nicht zu überfordern.
  • Lass die WiWö ihre Stimmung durch verschiedene Smilies ausdrücken.
  • Vorschläge auf Plakaten kannst du auch spontan mit Punkten bewerten lassen.
  • Gebete und Fürbitten können Rückmeldungen für dich sein.

Kopf.jpg Hirnmethoden

  • Schriftliche Befragungen (z.B. zur Programmmitbestimmung) oder gezielte Fragebögen (z.B. bei Nachbesprechungen) mit gemeinsamer Auswertung
  • Mündliches Nachfragen nach Aktionen mit Auswertung auf einem Plakat
  • Persönliches Abschlussgespräch über die WiWö-Zeit im Rahmen der Überstellung
  • Diskussionsrunden oder Meckerrunden, bei denen alle sagen dürfen, was ihnen nicht passt
  • Geheime Abstimmungen
  • "Blitzlicht" – reihum kann jedes Kind eine kurze Antwort auf eine vorgegebene Frage geben. (Es muss auch nicht der Reihe nach gehen – werft euch doch einen Ball zu!)
  • Börsenkurs oder Barometer – die Rückmeldungen werden in eine entsprechende Grafik auf einem Plakat eingetragen
  • Tortenecken: Die Torte hat sechs Felder mit sechs verschiedenen Fragestellungen. Die WiWö würfeln reihum und beantworten die entsprechende Frage.
  • "Brainstorming": Ideen werden gesammelt indem jedes Kind einfach das sagt, was ihm zum Thema einfällt. Dabei gilt jeder Vorschlag als gleichwertig und es sind keine Kommentare zulässig. Jemand vom Leitungsteam schreibt auf einem Plakat mit. Erst wenn der Redefluss langsam weniger wird, werden die Ideen genauer angeschaut und ausgewählt.
  • Spielebox: Die WiWö bewerten die Spiele, die ihr spielt mit Schulnoten.

Hand.jpg Handmethoden

Zeichnen/Malen statt Reden

  • Fingerfarbenbild – die Farben haben eine vorher festgelegte Bedeutung.

Schreiben statt Reden

  • Beschwerdebriefkasten – der wird dann gemeinsam geleert und besprochen.
  • Steckbrief mit Fragen "Was mir nicht so gut gefällt, was ich nicht so gerne mache, mein Lieblingsspiel, was ich mir bei den WiWö noch wünsche, usw."
  • Basteln und Gestalten statt Reden
  • Blumenkranz binden – eine Blüte für jeden Lagertag, die Blütenfarbe bestimmt die Stimmung
  • Wunschbaum – grüne Blätter für die Wünsche, braune Blätter als abgefallenes Laub für das, was die WiWö nicht wollen
  • Stimmungen darstellen oder Fragen ("Was war das Schönste?") beantworten: mit Ton, Plastilin, Farbbildern, Nagelbildern, Skulpturen, Collagen, etc.
  • Lagerzeitung – jeder Artikel ist eine Rückmeldung!
  • Musik: Verschiedene Musikinstrumente/Töne/Lautstärken stellen verschiedene Stimmungen /Wertungen dar
  • Hörspiel zu vorgegebenen Themen
  • Singen: Lieder umdichten – Text als Rückmeldung
  • Fotos: Polaroid-Bilder als Augenblicksaufnahmen, z.B. für Stimmungen

Darstellen statt Reden

  • Pantomime: WiWö stellen dar, was ihnen ganz besonders gefallen hat. Wer es errät, darf als nächste/r etwas darstellen.
  • Theater, Sketches zu vorgegebenen Themen
  • Puppentheater: Handpuppen/Geister/Totems etc. als Sprachrohre der WiWö
  • Bewegungen: Zu einem Fragenkatalog werden für Zustimmung oder Ablehnung bestimmte, lustige Bewegungen vorgegeben.
  • Haltungen: Zu einem Fragenkatalog werden für Zustimmung oder Ablehnung bestimmte Haltungen (Sitzen, Liegen, Stehen – oder je besser, desto höher im Raum) vorgegeben.
  • Kekse-Gurken Teller: je nach Stimmung/Bewertung nehmen die WiWö ein süßes (=gut) Keks oder eine saure (=schlecht) Gurke – übrigens: essen dürfen sie nachher natürlich das, was ihnen besser schmeckt!

Erleben statt Reden

  • Ein Lager zum Thema "Demokratie"
  • Sondertreffen zu passenden Themen
  • Kindertag auf dem Lager: Kinder machen das Programm für die Erwachsenen.
  • Kerzenreflexion: Eine angezündete Kerze bedeutet Zustimmung/gut gefallen, eine ausgeblasene das Gegenteil.
  • WiWö bereiten und stellen neue Spiele vor.
  • Rollenspiele: Situationen, die Probleme bereiten, in Rollenspielen nachspielen und aufarbeiten
  • Dschungelbuch/Waldenland: Geschichten als Entscheidungshilfen (z.B. Ratsfelsen/Wichtelnacht)
  • Gemeinderatssitzung, Gerichtsverhandlung, Parlament nachspielen

Die Grenzen der Demokratie bei den WiWö

Natürlich hast du das Recht, eine Entscheidung der Kinder abzulehnen bzw. in den Meinungsbildungsprozess steuernd einzugreifen, wenn du die Entscheidung nicht verantworten kannst (oder willst). Hier handelt es sich einmal nicht um ein Bedürfnis der Kinder, sondern um eines von dir. Schließlich bist du als Erwachsene/r verantwortlich dafür, was und wie es passiert. Du kannst sicher auch Folgen von Handlungen besser abschätzen als Kinder. Mache aber deine Entscheidung und ihre Gründe unbedingt den Kindern sichtbar, damit sie es verstehen und akzeptieren können. Überlege aber bitte auch, ob du nicht nur aus Unsicherheit, Angst vor Neuem oder einem möglichen Gesichtsverlust Entscheidungen der Kinder rückgängig machen willst.

Demokratie auf dem Lager – ein Beispiel aus der Praxis

Mogli mit Wolfsgeheul

"Unser WiWö-Lager stand unter dem Motto "Sag mir wo der Pfeffer wächst". Eine Königin (Judith) hatte einen Zauberer getroffen, der ihr das Land und den ganzen Besitz verzaubert hatte, weil sie ihm keinen Pfeffer geben konnte. Er stellte ihr zur Aufgabe, das Land zu finden, in dem der Pfeffer wächst, damit er ihr wieder alles zurückgibt. Die Königin machte sich gemeinsam mit ihrem Volk, den WiWö, auf die Suche nach Leuten, die ihr auf der Reise helfen könnten. Als erstes brauchten sie natürlich einen Kapitän (das war ich), der sich auf den Weiten der Ozeans auskennt, damit sie nicht orientierungslos dahinsegelten. Weiters brauchten sie aber auch noch einen Professor (Klaus), der sich mit fremden Ländern und Völkern, aber auch mit fremden Pflanzen und Tieren auskennt, damit sie dann auch wissen, ob sie nun den Pfeffer gefunden haben oder nicht. Für die Reise konnten wir aber natürlich kein normales Schiff nehmen, wir bauten uns also ein Schiff neben der Hütte und bauten auch unseren Zuff- Generator ein, der uns wahnsinnig schnell zu unseren Zielorten brachte. Jeden Morgen versammelten wir uns dann mit der gesamten Mannschaft auf dem Schiff und starteten in ein neues Abenteuer, gemeinsam mit Königin, Professor und Kapitän.

Unser Ausgangspunkt für die Weltreise war eine alte Holzfällerhütte auf der Postalm (Nähe Wolfgangsee), also mitten im Gebirgswald. Da ist uns in der Vorbereitungszeit der Gedanke gekommen, einen Ratsfelsen ca. 5 Gehminuten von der Hütte entfernt einzurichten, weil ja auch die Königin, der Professor und der Kapitän manchmal einen guten Rat brauchen. Da war auch ein großer Felsen, mitten am Hang, der sich optimal für diesen Zweck geeignet hat.

Nachdem wir die Location gefunden hatten, überlegten wir, zu welchen Zeiten wir diesen Ratsfelsen einbauen könnten und was wir dort machen. Wir entschieden uns für einen fixen Zeitpunkt am Abend, als gemeinsamen Tagesabschluss bevor wir die Kinder in die Schlafsäcke schickten. Wir behielten uns aber auch die Option, bei wichtigen Vorfällen, größeren Streitereien oder dergleichen, ebenfalls zum Ratsfelsen zu gehen.

Der Ablauf unserer täglichen Räte sah folgendermaßen aus: zuerst zündeten wir unsere Kerze an und beruhigten uns alle einmal, damit wir den ganzen Tag noch einmal in Gedanken durchgehen konnten. Alle schlossen die Augen und Königin, Professor oder Kapitän erzählten noch einmal in kurzen Stichworten, was den ganzen Tag über so geschehen ist (vor allem was die Programmpunkte betrifft). Anschließend haben alle die Möglichkeit gehabt, zu sagen, was sie sagen wollten (Wünsche, positive und negative Erinnerungen an den Tag, Dank, Entschuldigungen, ...).

Anschließend, nachdem wir wieder gemeinsam zur Hütte gegangen sind und die Kinder bereits in den Schlafsäcken gelegen sind, haben wir uns im Team noch einmal Gedanken darüber gemacht, was die Kinder uns gesagt haben und wie wir diese Aussagen berücksichtigen können. (...)

Leider war es auch nötig, dass Klaus im Laufe des Tages mit ein paar Wölflingen einmal zum Ratsfelsen geht, damit sie eine gröbere Streiterei schlichten konnten. Das war glücklicherweise aber die Ausnahme. Einmal war es aber auch umgekehrt. Ein paar Wichtel haben uns gefragt, ob sie zum Ratsfelsen gehen dürfen, weil sie ein Problem zu lösen haben.

Wir haben alle drei sehr von der Institution des Ratsfelsens profitiert und werden sicherlich auch bei den zukünftigen Lagern etwas Ähnliches einrichten. Auch bei unserer gemeinsamen Reflexion sind wir noch einmal auf einige Punkte eingegangen, die beim Ratsfelsen passiert sind."

Literatur

  • Lichtenegger: Ge(h)fühle (Cornelsen Lernhilfen) ISBN 3-4642-1838-4

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