Die Heimstunde - Aufbau, Ablauf und Nachbesprechung/Reflexion: Unterschied zwischen den Versionen

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Nehmt euch gleich nach der Heimstunde, wenn alle WiWö nach Hause gegangen sind, Zeit, um die Heimstunde zu reflektieren. Zumindest 10 Minuten solltet ihr dafür schon einplanen.
 
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Am besten ist es, ihr legt euch eine Liste von Routinefragen zu. Dann geht es schneller, ihr lauft nicht Gefahr etwas zu vergessen und das Ergebnis ist mit anderen Heimstunden besser vergleichbar. Mögliche Fragen sind:
 
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* Haben wir das Ziel der Heimstunde erreicht?
 
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* Waren das Thema und die Erklärungen dazu gut?
 
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2007, 19:39 Uhr

Aufbau einer Heimstunde

Mogli erklärt die Spannungskurve

In diesem Abschnitt wollen wir dir kurz beschreiben, wie unserer Meinung nach eine Heimstunde aussehen sollte. Heimstunden sind allerdings von Gruppe zu Gruppe verschieden. Es gibt viele Traditionen, auch Unterschiede in den einzelnen Landesverbänden. Wenn du es also ein wenig anders machst, als wir hier beschreiben, so lass dich nicht verunsichern. Denke aber immer daran, dass dein ganzes Tun als PfadfinderleiterIn Sinn haben soll und dass es in einer Heimstunde in erster Linie um die Kinder gehen muss. Wenn du das beherzigst, so kannst du’s fast nicht falsch machen.

Ort

Laut Verbandsordnung (VO 4.2.2) findet eine Heimstunde "im Heim, rund ums Heim und in der umgebenden Natur" statt.

Dauer

Eine Heimstunde dauert je nach Gruppentradition und Größe des Volks/der Meute 1-2 Stunden. Ein gutes Mittelmaß sind wahrscheinlich 1 1/2 Stunden: Da werden die jüngere WiWö nicht über-, ältere nicht unterfordert. In 90 Minuten ist auch eine sinnvolle inhaltliche Arbeit möglich.

Direkt vor der Heimstunde

Du und dein Leitungsteam sollten mindestens 30 - 15 Minuten vor offiziellem Beginn der Heimstunde im Heim anwesend sein. So könnt ihr noch einen kurzen Check durchführen, ob alles wie geplant abläuft:

  • Hat jedeR seinen Teil vorbereitet?
  • Kennt jedeR im Team den Ablauf?
  • Ist das gesamte Material da?
  • Gibt es Änderungen?

Kinder, die etwas früher kommen, müssen nicht draußen warten und ihr könnt eventuell auch ein paar Worte mit Eltern wechseln.

Ablauf der Heimstunde

Auf den ersten Blick siehst du, dass es in der Mitte der idealen Heimstunde einen Höhepunkt gibt: Hier soll es für die Kinder am interessantesten, am spannendsten sein. Hier ist der beste Punkt, den Kindern einen Inhalt zu vermitteln. Genauso wichtig ist allerdings das langsame Hinführen zu diesem Höhepunkt und die abschließende "Cool down"-Phase. So wird die Heimstunde zu einer ganzen, runden Sache.

Die in der Grafik eingezeichneten einzelnen Phasen der Heimstunde beschreiben wir dir im Folgenden:

Begrüßung

Beginn immer pünktlich mit der Heimstunde! Deine WiWö können Pünktlichkeit nur lernen, wenn du es ihnen vorlebst. Obendrein ist dein Zeitplan wertlos, wenn du dich selber nicht daran hältst. Setz für alle einen eindeutigen Anfang durch einen gemeinsamen Beginn. Den Kindern gefällt es am besten, wenn ihr hier eine gleichbleibende Zeremonie verwendet. Da kennen sich alle aus und deine WiWö fühlen sich sicher. Sinnvoll ist es auch die Anwesenheit zu kontrollieren: Das klingt sehr streng, aber mit der richtigen Methode macht es deinen WiWö auch noch Spass. Eine Anwesenheitsliste ist eine Art Erfolgsparameter für dich. Wenn du bemerkst, dass ein Kind schon öfter fehlt, kannst du rückfragen, warum das so ist. Finde auch heraus, ob die Eltern davon wissen und was sie dazu meinen.

Belebungs- und Motivationsphase

Wenn du hier die Spannungskurve mit der Aktivitätskurve vergleichst, geht es in dieser Phase am lebhaftesten zu. Die WiWö sollen sich spielerisch austoben können. Gleichzeitig kannst du aber schon mit Hilfe des Mottos auf das Thema der Heimstunde hinarbeiten, um den Spannungsbogen aufzubauen.

Erlebnis- und Erfahrungsphase

Jetzt dreht es sich ganz intensiv um das jeweilige Thema der Heimstunde. Es geht zwar spielerisch weiter – weil das Spiel eben nun mal unsere Methode ist – aber ruhiger (siehe Aktivitätskurve!). Setze einen bewussten Höhepunkt! In dieser Phase ist das Arbeiten mit (einer) Rahmengeschichte(n) unerläßlich. Hilfreich ist dabei eine Waldenland- oder Dschungelecke im Heim. Wenn du diese ruhigere Phase der Heimstunde immer an diesem Ort machst, werden sich deine WiWö daran gewöhnen, dass es etwas ruhiger zugeht und dass es jetzt interessant wird. Jetzt ist die richtige Zeit um Wissen/Fertigkeiten zu vermitteln. Vergiss dabei aber nicht auf das pfadfinderische "learning by doing”: Gib nur wenige Instruktionen! Nur 20% der Zeit sollte mit Erklärungen vergehen, 80% sollen dem Tun gewidmet sein. Lass die WiWö viel selber ausprobieren und selber machen. Wenn du etwas erklärst, tue es nie ohne Hilfsmittel (Plakate, Dinge zum Anfassen, Anschauen,...)! Kinder lernen nicht nur durch Hören, sondern am besten durch gleichzeitiges Sehen, Hören, Fühlen und Tun. Weiters müssen die WiWö selber das Gelernte spielerisch üben können. Plane genügend Zeit ein, damit wirklich jedes Kind die Möglichkeit hat, sich das Gelernte wirklich anzueignen.

Anwendungs- und Ausklangsphase

Anschließend brauchen die WiWö dringend wieder etwas Bewegung. Deine Aufgabe ist, das eben Gelernte und/oder Inhalte aus vorherigen Heimstunden etwas lebhafter mit den WiWö anzuwenden. Hier sollen auch alle WiWö die entsprechende Erprobung(en) ablegen können. Du und dein Leitungsteam müsst eben acht geben, welches der Kinder im Spiel den "Schritt auf dem Weg zum Stufenziel" (=Erprobung) gemacht hat. Den erledigten Punkt könnt ihr gleich anschließend oder am Ende der Heimstunde abzeichnen. Begründet auf jeden Fall immer eure Entscheidung – vor allem, wenn ihr einem Kind die Bestätigung einmal verweigert. Am Ende dieser Phase geht der Spannungsbogen wieder klar nach unten: Das Thema ist eigentlich beendet, die Inhalte umgesetzt. Beruhige die WiWö langsam spielerisch, steig langsam aus dem Motto aus, damit die Kinder am Ende der Heimstunde nicht "überdreht" sind. Auch das gemeinsame Aufräumen gehört eigentlich dazu (und kann ebenfalls etwas zum Lernen sein). Diesen Abschnitt kannst du auch am besten dazu nutzen, um die Meinung der Kinder zur Heimstunde zu erheben (=Reflexion).

Abschluss

Auch am Schluss ist es wichtig, eindeutig und gemeinsam aufzuhören. Wenn dir während der Heimstunde die Zeit davonläuft und du merkst, dass sich dein geplantes Programm nie ausgehen kann, dann streiche immer andere Punkte, aber nie den Abschluss! Der beste Abschluss ist wieder eine Zeremonie (z.B. ein Abschlusskreis mit einem bestimmten Lied). Dabei besteht auch die Möglichkeit Verlautbarungen zu machen und Zettel zu verteilen. Nimm dir dafür genügend Zeit: WiWö fragen viel und am Ende soll wirklich allen alles klar sein. Du kannst auch eine motivierende Vorschau auf die nächste Heimstunde einbauen. Denk daran: Alle wieder pünktlich verabschieden! Ihr seid auf jeden Fall die Letzten, die das Heim verlassen.

Tipps - Während der Heimstunde

  • Sofern es die Umstände nicht anders vorschreiben, nehmen alle LeiterInnen an allen Programmpunkten teil. Du wirkst so als Vorbild und motivierend. Die WiWö haben das Gefühl, dass alles, was passiert, wichtig ist. Misch dich als LeiterIn aber nicht in Entscheidungen ein! Wenn Probleme auftauchen, lass erst die Kinder selbst versuchen, sie zu lösen.
  • Ihr als LeiterInnen tretet immer als Team auf! Es sollte keine Hierarchie geben, sondern nur Aufgabenverteilungen. Das entbindet allerdings den/die StufenführerIn nicht von ihrer Verantwortung für die Erreichung der Ziele, den geordneten Ablauf der Heimstunde und die Sicherheit aller Beteiligten. Nur sie/er hat die nötige Ausbildung, um diese Aufgabe zu erfüllen.
  • Eine gute Planung ist das Um und Auf einer guten Heimstunde. Wie du aus der Praxis weißt (oder erfahren wirst), kommt es aber immer zu unvorhersehbaren Ereignissen (Unfälle, Wetterumschwung, ...), die deinen Plan über den Haufen werfen. Außerdem arbeiten wir ja mit Kindern – und nicht mit Maschinen. Deine Aufgabe ist es dann, flexibel auf neue Situationen zu reagieren. Manche können das spontan, sie haben das Talent dazu. Wenn du nicht so gut im Improvisieren bist, bereite dir "Lückenfüller" vor, mit denen du auf veränderte Umstände reagieren kannst.

Regeln

Regeln sind die Basis für jedes Gruppenleben. Regeln müssen allgemein anerkannt und akzeptiert sein. Das funktioniert nur, wenn sie verständlich und nachvollziehbar sind. Du musst Regeln also immer allen erklären (und nicht nur durch Reden, sondern auch durch Tun). Viele Regeln können sich die WiWö auch selber geben. Vergiss aber nie, dass du für die körperliche (Gefahren im Heim; Straßenverkehr, ...) und geistige (Würde des Kindes!) Sicherheit jedes einzelnen WiWö verantwortlich bist! Die Vorgabe von (dir) wichtigen Regeln ist daher meist unerlässlich. Jede Art von geistiger oder körperlicher Gewalt ist dem PfadfinderInnengedanken fremd. Das gilt auch für jegliche Sanktionen oder Druck, die ein Kind degradieren, entweder in den Augen anderer oder in seinen eigenen. Alle Programmpunkte einer Heimstunde sind Angebote, kein Muss. "Spielen-müssen" zerstört Begeisterung und Kreativität. Falls ein Kind aber öfter nicht mitmacht, frage unbedingt nach, was nicht in Ordnung ist.

  • Ermutige deine WiWö, gemeinsam einige eigene Regeln aufzustellen. Wenn ihr eure Regeln gefunden habt, könnt ihr ja in einer schönen Zeremonie alle das Regelwerk unterzeichnen.
  • Du als Mitglied der Leitung bist verantwortlich dafür, dass alle die Regeln verstehen. Erinnere die WiWö öfter an bestehende Regeln und hängt sie gut sichtbar im Heim auf. Neuen Kindern musst du sie natürlich vorstellen.
  • Verliere niemals die Geduld. Agiere bei einem Regelbruch nie aus einem Impuls heraus. Bleibe sachlich, auch wenn dir der Regelbruch sehr schlimm erscheint.
  • Mache alle auf den Regelbruch aufmerksam und stelle ihn klar. Versuche dann im persönlichen Gespräch - niemals vor der Gruppe - mit dem jeweiligen Kind zu klären, warum der Regelbruch erfolgte und was die Konsequenzen sind. Nur wenn dies dem Kind klar ist, kann es aus der Situation lernen und sich das nächste Mal anders verhalten.
  • Verhänge keine allgemeinen Strafen, schon gar nicht Routinearbeiten (Klo putzen o.ä.). Viel besser sind "Wieder-Gutmachungs-Aktionen" (die sich die Kinder selber überlegen) oder Entschuldigungen.
  • Kinder brauchen Grenzen und Leitung. Vergiss aber nicht, dass Kinder Regeln meist nicht mutwillig brechen. Normalerweise gibt es einen Grund für die Regelüberschreitung. Versuche den Grund zu finden, nicht das Verhalten zu korrigieren. Es benötigt oft viel Zeit zum Gespräch mit dem jeweiligen Kind.

Nachbesprechung/Reflexion

Reflexionen mit Kindern

Deine WiWö sind der Maßstab für deinen Erfolg als LeiterIn. Du machst deine Heimstunden für die WiWö – also können auch sie am besten beurteilen ob sie gut waren. Die Meinung der WiWö ist für dich auch ein wichtiges Hilfsmittel für die Planung von zukünftigen Heimstunden. Am Ende einer Heimstunde in der Ausklangsphase findet ihr sicher Zeit für eine kurze Nachbe"sprechung" (ihr müsst ja nicht immer sprechen – kreative Methoden sind für Kinder viel geeigneter). Oder ihr baut die Reflexion in eure Abschlusszeremonie ein.

Reflexionen im Leitungsteam

Nehmt euch gleich nach der Heimstunde, wenn alle WiWö nach Hause gegangen sind, Zeit, um die Heimstunde zu reflektieren. Zumindest 10 Minuten solltet ihr dafür schon einplanen. Am besten ist es, ihr legt euch eine Liste von Routinefragen zu. Dann geht es schneller, ihr lauft nicht Gefahr etwas zu vergessen und das Ergebnis ist mit anderen Heimstunden besser vergleichbar. Mögliche Fragen sind: Zum Ablauf:

  • Wie hat es den Kindern gefallen? Waren sie motiviert? Wie war die Stimmung?
  • Was war gut? Was nicht? Warum? Was könnten wir besser machen?
  • Warum hat etwas nicht funktioniert?
  • War die Planung ausreichend?

Zu Ziel/Inhalt:

Puck und Mogli reflektieren
  • Haben wir das Ziel der Heimstunde erreicht?
  • Waren das Thema und die Erklärungen dazu gut?
  • Hat das Motto gepasst?
  • Wo müssen wir weiterarbeiten?

Kommentare über eure WiWö:

  • Ist jemand besonders positiv/negativ aufgefallen? Wodurch?
  • Wie ist der Ausbildungsstand der WiWö? Wo fehlen noch Erprobungen?

Zum Leitungsteam:

  • Wie ist es mir gegangen? Was hat mich gestört, was besonders gut gefallen?
  • Waren alle Teammitglieder anwesend?
  • Waren die Zuständigkeiten klar? Waren wir gut/schlecht vorbereitet?
  • Wie war die Zusammenarbeit im Leitungsteam?

Und sonst:

  • Hat der Zeitplan funktioniert?
  • Wie war das Verhältnis Herz/Hirn/Hand während der Heimstunde?
  • Was wollen wir uns besonders merken?

Haltet das Ergebnis eurer Nachbesprechung unbedingt schriftlich fest; auf der Checkliste zur Heimstundenplanung ist genügend Platz dafür. So habt ihr beim nächsten Mal ein übersichtliches Blatt, auf dem festgehalten ist, was ihr zu einem Erprobungspunkt schon mal gemacht habt und was dabei gut oder schlecht war.

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