Mogli: Unterschied zwischen den Versionen

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==Literatur==
 
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* Kipling Rudyard: Das Dschungelbuch (dtv Tb. 1200) ISBN 3-423-01200-5
 
* Kipling Rudyard: Das Dschungelbuch (dtv Tb. 1200) ISBN 3-423-01200-5
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Version vom 8. Dezember 2007, 20:42 Uhr

Am Rande des Dschungels gab es ein Dorf - und in diesem Dorf wohnten auch meine Eltern und ich. Die Menschen dort hatten nur Angst vor Shir Khan, dem Tiger - er war das einzige Tier, das immer wieder Jagd auf Menschen machte. Die anderen Tiere wussten, dass das viel zu gefährlich war und ließen die Menschen in Ruhe. Es hieß im Dschungel, wenn einmal ein Mensch von einem Tier angegriffen oder gar getötet wird, kommen viele Menschen in den Dschungel und rächen sich an den Tieren - und benützen dazu gefährliche Waffen. Die Tiere hatten auch Angst vor dem Feuer, das die Menschen erzeugen konnten - und so mieden sie das Dorf. Shir Khan aber hielt sich an keine Regeln ....

Eines Tages - ich war damals noch sehr, sehr klein - saßen die DorfbewohnerInnen um ein Feuer. Plötzlich sprang Shir Khan mit lautem Gebrüll aus dem Dickicht, gerade auf mich zu. Ich hatte Glück, denn der Tiger sprang zu kurz und landete mit einer Pranke im Feuer. Während er noch vor Schmerz brüllte, rannte ich davon. Ich rannte und rannte und merkte erst viel später, dass ich ganz allein im Wald war. Ich konnte meine Eltern und mein Dorf nicht mehr finden. Langsam wurde ich müde und sehr hungrig. Wo sollte ich mich hinlegen, ohne von Shir Khan gefunden zu werden? Woher bekam ich etwas zu essen? Dann sah ich eine Höhle, die mich schützen würde - und sprang einfach hinein, mitten in ein Rudel kleiner Wölfe. Zuerst hatte ich Angst, denn ein großer Wolf richtete sich auf und wollte nach mir schlagen. Aber er tat es nicht. Ich war so hungrig, dass ich mir gleich einen Weg zur Milch der Wölfin bahnte. Ich achtete gar nicht darauf, dass ich dabei einen kleinen Wolf zur Seite drängte.

Später erzählte mir Rakscha - das war der Name der Wölfin -, dass sie mich die Wölfe am Leben ließen, weil ich klein, nackt und furchtlos war. Sie war es auch, die mir den Namen Mogli gab - und die bereit war, für mich zu kämpfen. Aber davon später. Rakscha erzählte mir auch, dass Tabaqui auftauchte und der Wolfsfamilie empfahl, das Menschenjunge (das war ich) zu verjagen. Shir Khan würde nie und nimmer aufgeben, mich zu jagen - und das wäre auch für die kleinen Wölfe gefährlich. Tabaqui ist ein Schakal und dem Tiger sehr ergeben.

Natürlich jagte Rakscha den Schakal und nicht mich davon - und als dann auch noch Shir Khan auftauchte und Rakscha und ihre Jungen bedrohte, wurde diese wütend und warnte Shir Khan: Er solle aufpassen, dass nicht ich ihn einmal jagen und erlegen würde, denn wenn ich auch jetzt noch ein kleines, nacktes Menschenjunges war - ich würde erwachsen und stark werden. Was da alles gesprochen wurde, habe ich natürlich nicht verstanden - erstens war ich damit beschäftigt, meinen Hunger zu stillen und zweitens verstand ich damals noch nicht die Sprache der Tiere.

Ich war also in der Wolfshöhle, stillte meinen Hunger und meinen Durst und hatte keine Angst mehr. Ich war nun - genau wie alle anderen kleinen Wölflinge - Rakschas Kind. Als sich alle Wolfsfamilien am Ratsfelsen versammelten, um zu hören, was Akela, ihr Anführer, zu sagen hatte, war ich, genau wie alle anderen Wolfsjungen, dabei. Das war eine ganz wichtige Sache. Wölfe und Wölfinnen wurden nicht automatisch Mitglieder des Rudels der Sioni-Wölfe. Wollten Wolfseltern, dass ihre Kinder aufgenommen werden sollten, teilten sie dies den alten Wölfen mit. Diese schauten sich nun die Jungen ganz genau an, denn nur starke und gesunde Wölfe waren in der Lage, das harte Leben der Sioniwölfe auch gut zu überstehen.

Akela rief immer wieder: "Äuget, ihr Wölfe, äuget genau" und die Wölfe "äugten". Sie beäugten auch mich. Aber ich war viel kleiner als die jungen Wölfe und ganz nackt, denn ich hatte ja kein Fell.

Die Wölfe waren gar nicht sicher, ob sie nun ja oder nein zu meiner Aufnahme sagen sollten, als plötzlich Shir Khan kam und die Wölfe fragte, was sie denn mit einem Menschenkind in ihrem Rudel machen wollten. Und die alten Wölfe hätten mich wahrscheinlich davon gejagt, wäre nicht Baghira, der Panter, gekommen und hätte den Wölfen einen gerade erlegten Büffel angeboten - als Kaufpreis für mich, sozusagen - und als dann Balu, der Bär, auch noch für mich sprach, wurde ich in das Rudel der Sioni-Wölfe aufgenommen - ich wurde ein Wolf.

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Literatur

  • Kipling Rudyard: Das Dschungelbuch (dtv Tb. 1200) ISBN 3-423-01200-5