Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch: Unterschied zwischen den Versionen

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* "Die Möwe" Kinderschutzzentrum St.Pölten, Bräuhausgasse 3, 3100 St.Pölten, Tel.:02742/311 111
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* "Die Möwe" Kinderschutzzentrum St.Pölten, Bräuhausgasse 3, 3100 St.Pölten, Tel.:02742/311 111, http://www.die-moewe.at/
* "Die Möwe" Kinderschutzzentrum Wien, Börsegasse 9/1, 1010 Wien, Tel.: 01/5321515
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* "Die Möwe" Kinderschutzzentrum Wien, Börsegasse 9/1, 1010 Wien, Tel.: 01/5321515, http://www.die-moewe.at/
 
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* Kriminalpolizeilicher Beratungsdienst, BM für Inneres, Abteilung II/12, Bräunerstr. 5, 1014 Wien, http://www.bmi.gv.at/Kriminalpolizei/
 
* Kriminalpolizeilicher Beratungsdienst, BM für Inneres, Abteilung II/12, Bräunerstr. 5, 1014 Wien, http://www.bmi.gv.at/Kriminalpolizei/
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2007, 19:38 Uhr

Sexueller Missbrauch meint einen sexuell motivierten Missbrauch der Erziehungsverantwortung und Missbrauch des ungleichen Machtverhältnisses des Erwachsenen gegenüber dem Kind. Aus einer Statistik (Sendung "Kreuz und Quer"/ORF vom 18.3.1998) geht hervor, dass in Österreich jedes vierte Mädchen und jeder achte Bub sexuell missbraucht werden. 80% dieser Fälle passieren im Kreis der Familie und deren guter Freunde. Bei diesen Zahlen müssen wir leider damit rechnen, dass auch WiWö betroffen sind. Die meisten Täter sind Männer, sie sind keiner speziellen Schicht zuzuordnen und in Beruf und Familie integriert, d.h. sie führen kein auffälliges Leben. Den Opfern wird meist solche Angst gemacht, dass sie sich selbst schuldig fühlen und natürlich nichts erzählen. Alle Präventionsansätze – und seien sie noch so verschieden – gehen davon aus, dass es wichtig ist im Zusammenleben mit Kindern ein Klima zu schaffen, dass von Offenheit, Toleranz und Respekt geprägt ist. Es geht also nicht darum, einzelne Themenbereiche abzuhandeln, sondern um eine bestimmte Erziehungshaltung, die wir bei den PPÖ schon auf Grund unserer Werte als selbstverständlich ansehen. Aus verschiedensten Studien wissen wir, dass starke, selbstbewusste, aufgeklärte Kinder, die sich wehren können und dürfen, weniger häufig von Übergriffen betroffen sind und/oder sich nach einem Übergriff schneller anvertrauen. Es liegt also auch aus diesem Grund in deiner Verantwortung die Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen der Kinder zu respektieren, sie ernst zu nehmen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ein NEIN zu akzeptieren.

Präventionsansätze

Umfassende Sexualerziehung

Es ist wichtig, dass Kinder einen positiven, schönen und zärtlichen Zugang zur Sexualität haben bevor sie über sexuellen Missbrauch aufgeklärt werden. Außerdem ist es nötig, dass sie Begriffe und Worte für ihre Geschlechtsteile kennen, die ihnen nicht peinlich sind, ansonsten können sie nicht über einen etwaigen Übergriff sprechen.

Dein Körper gehört dir!

Kinder bestimmen selbst darüber, wer sie wann und wie anfasst. Auch über den Körper kleiner Kinder dürfen Erwachsene nicht ungefragt bestimmen. Wichtig ist auch, dass die Kinder ein positives Verhältnis zu ihrem Körper haben und ihn wertschätzen – denn: Das, was mir wert ist, schütze ich auch.

Vertraue deinem Gefühl!

Erwachsenwerden bedeutet nicht Überwindung der eigenen Gefühle, sondern Bewusstwerden all der verschiedenen, auch gemischten und widersprüchlichen Gefühle. Für viele Kinder, gerade auch für Buben, erfordert das einen längeren Lernprozess. Ziel ist das Erkennen und Respektieren der eigenen und auch der Gefühle anderer. Sie sind im Umgang mit Menschen unser entscheidender Selbstschutz.

Angenehme, unangenehme und komische Berührungen

Das Vertrauen in das eigene Gefühl ist auch die Voraussetzung für die Unterscheidung von Gefühlen bei Berührungen. Bei Übergriffen spielen ja gerade die "komischen", die verwirrenden Gefühle eine wesentliche Rolle.

Das Recht NEIN zu sagen

Ob nun unangenehm oder komisch – Kinder haben das Recht Grenzen zu setzen und darin akzeptiert zu werden. Sie haben das Recht, NEIN zu sagen, wenn sie jemand auf eine Art berührt, die ihnen nicht gefällt - egal warum!

Es gibt gute und schlechte Geheimnisse

Sexueller Missbrauch ist häufig mit erzwungener Geheimhaltung verbunden. Kinder müssen daher lernen, gute und schlechte Geheimnisse auseinander zu halten. Kinder müssen auch wissen, dass schlechte Geheimnisse, d.h. solche, die mit Angst, Druck, Drohung oder Erpressungen verbunden sind, keine richtigen Geheimnisse sind. Sie dürfen und sollen darüber sprechen und müssen wissen, dass das kein Vertratschen oder Petzen ist.

Hilfe und Unterstützung holen

Kinder müssen lernen, Erwachsene kritisch zu betrachten und einzuschätzen, wer ihnen Hilfe und Unterstützung bieten kann.

Mädchen dürfen stark sein, Buben dürfen fühlen!

Unsere geschlechtsspezifische Erziehung vermittelt immer noch, dass Mädchen "brav" und "folgsam" sind und Buben keine Schwächen zeigen dürfen. Dies schränkt beide Geschlechter in ihrer inneren Erlebniswelt und ihren Ausdrucksmöglichkeiten ein. Außerdem erzieht diese Haltung Mädchen zu Opfern und Buben dürfen, wenn sie missbraucht werden, nicht darüber reden. Versuche immer wieder Impulse zu setzen, diese Stereotypen zu durchbrechen.

Du bist nie schuld!

Kinder sollen über die Möglichkeit des sexuellen Missbrauchs Bescheid wissen. Es muss ihnen in diesem Zusammenhang unbedingt verdeutlicht werden, dass die Schuld und die Verantwortung dafür niemals bei ihnen, sondern immer beim Erwachsenen liegt.

Was tun bei Verdacht?

Betroffene Kinder werden "auffällig". Sie leiden an Schlafstörungen, Leistungsstörungen, Essstörungen, Störungen im Hygieneverhalten, Angst, sie flüchten sich in eine Phantasiewelt oder leiden an auffälligen Stimmungswechseln uvm. In den wenigsten Fällen sind solche Signale eindeutig. Das Problem ist, dass diese Symptome auch einen ganz anderen Hintergrund haben können (z.B. Probleme innerhalb der Familie, Scheidung der Eltern, Vernachlässigung usw.). Trotzdem solltest du "Antennen" für solche Notsignale deiner Kinder entwickeln und sie erst mal als das werten, was sie sind: als Übermittlung der Nachricht: "Ich will, dass du weißt, dass es mir nicht gut geht." Natürlich kannst du keine Feststellung über die gesamte Situation des Kindes treffen. Du kennst aber einen kleinen, klar begrenzten Bereich aus dem Leben des Kindes sehr genau – die Zeit, die es bei den WiWö verbringt. Daher kannst du sehr wohl (für diesen Bereich) beurteilen, ob ein Kind sich auf einmal anders als sonst verhält. Deine Aufgabe besteht nun darin, plausible Erklärungen für das Verhalten des Kindes zu finden. Unterscheide dabei genau zwischen objektiven Beobachtungen und Vermutungen. Kannst du das nicht, dann musst du diesen Schritt unbedingt Fachleuten (Psychologen und Therapeuten bzw. Polizei und Justiz) überlassen. Versuche nicht Geheimnisse von Kindern zu "knacken" – sie sind Schutzhüllen, die das betroffene Kind braucht. Schuld, Scham und Angst haben es vermutlich verstummen lassen. Wende dich an die entsprechenden Stellen. Du brauchst keine Angst zu haben, niemand erwartet von dir, so ein Problem zu lösen. Es besteht für dich keine gesetzliche Verpflichtung, deinen Verdacht zu melden. Bedenke aber, dass jedes Kind das Recht auf bestmöglichen Schutz durch die Gesellschaft hat – sei es, dass ihm primär einmal von den Erwachsenen geglaubt wird, sei es, dass es die seinem Alter entsprechende Unterstützung und Behandlung durch alle Ämter, Behörden und nötigenfalls Gerichte erhält. Als sogenannteR "SensorIn" bist du ein Teil dieser Helfergruppen.


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Literatur

  • Lenain, Thierry: Das Mädchen am Kanal. Die Geschichte einer Verletzung (Fischer) ISBN 3-596-80337-3 (eine kurze gefühlvolle Geschichte für Jugendliche und Erwachsene)

Körper, Aufklärung, Sexualität

  • Cole, Babette: Mami hat ein Ei gelegt (Sauerländer) ISBN 3-7941-3638-1
  • Fagerström, Grethe: Peter, Ida und Minimum (Ravensburger) ISBN 3-473-35567-4
  • Harris, Robie: Total normal. Was du schon immer über Sex wissen wolltest (Alibaba) ISBN 3-86042-165-4 ; ab ca. 10 Jahren
  • Heine, Helme: Tante Nudel, Onkel Ruhe und Herr Schlau (Middelhauve) ISBN 3-7876-9128-6 (klein) oder 3-7876-9920-1 (groß) (Geschlechterrollen)

Gefühle

  • Aliki: Gefühle sind wie Farben (Beltz&Gelberg) ISBN 3-407-80346-X (Bilderbuch)
  • Kreue, Holde: Ich und meine Gefühle (Loewe) ISBN 3-7855-2890-6 (Bilderbuch)

Prävention

  • Pro Familia: Mein Körper gehört mir! (Loewe) ISBN 3-7855-2684-9
  • Mai, Manfred: Vom Schmusen und Liebhaben (Loewe) ISBN 3-7855-2427-7 (Impulsgeschichten zu Themen wie unvollständige Familie, Homosexualität, Geheimnisse etc.)
  • Manske, Christa: Ein Dino zeigt Gefühle (Donna Vita) ISBN 3-927796-42-5 (Bilderbuch mit pädagogischem Begleitmaterial)
  • Mebes, Marion: Kein Anfassen auf Kommando (ISBN 3-927796-11-5) oder Kein Küsschen auf Kommando (ISBN 3-927796-10-7) (Donna Vita); Doppelband mit didaktischen Materialien ISBN 3-927796-53-0
  • Braun, Gisela; Wolters, Dorothee: Das große und das kleine NEIN (Verlag a.d. Ruhr) ISBN 3-92729-81-1
  • Lercher, Lisa; u.a.: Missbrauch verhindern. Handbuch zu präventivem Handeln in der Schule (Milena) ISBN 3-85286-043-1
  • Elliott, Michele: So schütze ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch, Gewalt und Drogen (Kreuz) ISBN 3-7831-1079-3
  • De Waal, Helmut; Thoma, Christoph: Was tun bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen? Ein Leitfaden für wirksames (berufliches) Handeln, eine Broschüre des Kinderschutzzentrums "Die Möwe" St.Pölten


Wichtige Adressen

  • "Die Möwe" Kinderschutzzentrum St.Pölten, Bräuhausgasse 3, 3100 St.Pölten, Tel.:02742/311 111, http://www.die-moewe.at/
  • "Die Möwe" Kinderschutzzentrum Wien, Börsegasse 9/1, 1010 Wien, Tel.: 01/5321515, http://www.die-moewe.at/
  • Jugendabteilung deiner Bezirkshauptmannschaft
  • Kinder- und Jugendanwaltschaft deines Bundeslandes
  • Jugendämter
  • Kriminalpolizeilicher Beratungsdienst, BM für Inneres, Abteilung II/12, Bräunerstr. 5, 1014 Wien, http://www.bmi.gv.at/Kriminalpolizei/