Rollenspiel

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Puck und Mogli erklären

Rollenspiel ist Stegreif und Improvisation. Es ist also eine Spielform, die den Beteiligten allerlei abverlangt: Zuhören, aufeinander eingehen, beobachten, sich verständlich ausdrücken, mit Situationen zurechtkommen, kreativ sein, aktiv sein, .... . Als Methode in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt, fördert es diese Fähigkeiten und ermöglicht in positiver Atmosphäre soziales Lernen ohne Angst vor negativen Folgen. Rollenspiele können z.B. helfen konkrete Konflikte aufzuarbeiten: Dabei kann es sich um zwischenmenschliche Konflikte (also Streitereien oder Konflikte in der Gruppe), als auch um gesellschaftliche Problemstellungen handeln (Vermitteln von Werten, gesellschaftlichen Spielregeln).

"Ohne dass ich von meinem Tun überzeugt bin, es selbst beherrsche und am eigenen Leib erlebt habe, kann ich weder Interaktion mit Kindern fördern noch besitzen."
(Scharinger, F.W.: Anmerkungen zum Rollenspiel)

Das soll heißen: Nur wenn du von deiner Arbeit mit Kindern wirklich überzeugt bist – also deine Methoden selber ausprobiert, selber erlebt hast – kannst du deine Aufgabe als WiWö-LeiterIn gut machen. Dies gilt vor allem dann, wenn du Rollenspiele als Methode zur Konfliktbearbeitung einsetzen willst. Warum Rollenspiele nicht einfach nur "Theater spielen" ist, wollen wir dir kurz erklären. Ein Rollenspiel besteht immer aus zwei Teilen:

Das Spielen

Grundsätzlich wird das Rollenspiel von mehreren (max. 6) Personen durchgeführt. Alle anderen beobachten das Spiel. Die SpielerInnen sollen eine kleine Szene mit verteilten Rollen darstellen. Dabei sind die Rollenbeschreibungen fix vorgegeben, die Handlung entsteht spontan aus dem Stegreif. Die Kinder sollen sich so gut wie möglich in ihre Rolle hineinversetzen. Das Vorspielen sollte nicht zu lange dauern, sonst verlieren sie das Interesse. Du als SpielleiterIn greifst nur dann ein, wenn der Spielverlauf festgefahren ist: Entweder du brichst das Spiel ab, wenn es das von dir geplante Ziel erreicht hat - oder du kannst mittels einer "Überraschung" (Einsatz einer neuen Spielfigur; gezielte Wendung) die Handlung in eine bestimmte Richtung lenken. Dabei ist wichtig, dass du allen Beteiligten die neuen Rollen bzw. die neue Situation gut erklärst.

Die Auswertung

Im Anschluss an das Spiel haben sowohl die SpielerInnen als auch die ZuschauerInnen die Möglichkeit, ihre Meinung über das Gesehene auszudrücken. Für dich als Spielleiter, als Spielleiterin, ist es sinnvoll dich eher zurück zu halten. Eindrücke und Erfahrungen sollen in erster Linie von den SpielerInnen (evtl. durch gezielte Fragen) kommen. Kritisiert werden die „Rollen“, nicht die Kinder selbst. Darum werden in der Phase der Aufarbeitung die SpielerInnen mit dem Rollennamen angeredet, nicht mit ihrem eigenen. Den Bezug zu ihrer konkreten Wirklichkeit finden die Kinder normalerweise ohne Schwierigkeiten. Mögliche Fragen hierbei sind:

  • Wie hast du dich in einer bestimmten Situation gefühlt?
  • Wie hätte sich ... verhalten sollen/ was hätte ... tun (nicht tun) sollen, damit es dir gut/besser gegangen wäre?
  • Warum hast du den Vorschlag ... angenommen/nicht angenommen?
  • Worüber hast du dich gefreut/geärgert?

Bevor du dich an ein Rollenspiel zum Thema "eigenes Verhalten", "Konfliktbearbeitung" o.ä. wagst, gewöhne die Kinder - und dich - an die Methode Rollenspiel. Verwende also erst "leichtere" Szenen.

Vorgaben beim Rollenspiel

Tipp: Je mehr du vorgibst, desto schwieriger wird das Spiel, desto mehr Spontaneität geht verloren. Daher ist es wichtig abzuwägen, welches Ziel du mit dem Rollenspiel verbindest, und welche Vorgaben unbedingt nötig sind, um es zu erreichen.

Charaktere

Wähle solche, die naturgemäß (oder sehr oft/oder im konkreten Fall) in Opposition zueinander stehen (Eltern-Jugendliche, Geschwister, Mädchen-Burschen, ...).

Themen

können z.B. Gefühle (Aggression, Angst,...), Sachthemen (Taschengeld, Fernsehen, Spielzeug,...), Begebenheiten (aus Volk/Meute; vom Sommerlager, ...) sein. Wähle immer möglichst konkrete Situationen.

Zeit - Ort

Eine den Kindern bekannte Situation kann an einen völlig anderen Ort (Waldenland, Dschungel) oder in eine ganz andere Zeit (Vergangenheit, ferne Zukunft) verlegt werden.

Impulse

Werbeslogans, Zeitungsartikel, Videoclips etc. können als Impuls – also als Einstiegseffekt - dienen. Du kannst auch Sprichwörter, Gesetzespunkte der PPÖ, etc. spielen. Geräusche, Musik erhöhen das kreative Potential beim Rollenspielen.

Puck und Mogli erklären

Literatur

  • Yablonsky, Lewis: Psychodrama (Lösung emotionaler Probleme durch das Rollenspiel) (Klett-Cotta) ISBN 3-608-95301-9 (wissenschaftliche Hintergründe)
  • Lüscher, Max: Signale der Persönlichkeit (Econ) ISBN 3-430-16226-2 (pädagogische Hintergründe)
  • Kramer, Michael: Das praktische Rollenspielbuch (aragon) ISBN 3-89535-440-6
  • Metzenthin, Rosemarie: Schöpferisch Spielen und Bewegen (Atlantis) ISBN 3-7152-1857-6
  • Ments, Morry van: Rollenspiel: effektiv (Leitfaden für Lehrer, Erzieher, Ausbilder und Gruppenleiter) (Oldenbourg) ISBN 3-486-62699-2
  • Seidl, Erna u.a.: Rollenspiele für Grundschule und Kindergruppen (100 Modelle aus der Praxis) (Bayrischer Schulbuchverlag) ISBN 3-7627-7036-0