Adults in Scouting (AIS)

Erwachsene in der Pfadfinder*innenbewegung

Adults in Scouting ist ein von WOSM entwickeltes Konzept zum wertschätzenden Umgang mit und zur umfassenden Betreuung von Erwachsenen in der Pfadfinder*innenbewegung. Alle ehrenamtlich tätigen Erwachsenen der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) sollten sich mit diesem Konzept auseinandergesetzt haben und wissen, was sie von ihrem oder ihrer jeweiligen Teamleiter*in (Gruppenleiter*in, Stufenleiter*in, Elternratsobmann/-obfrau ...) erwarten und einfordern können. Allen Mitarbeiter*innen (egal ob LeiterInnen, Elternratsmitglieder oder sonstige Mitarbeiter*innen) sollten die konkreten Ideen dahinter zugute kommen.

Erwachsene bei den PPÖ, welche eine Teamleitungsfunktion innehaben, sollen mit den Möglichkeiten zur methodischen und strategischen Umsetzung von AIS vertraut sein.

Das AIS-Modell

Das AIS-Modell umfasst drei Phasen und sieht folgendermaßen aus:
 

Die Einstiegsphase

Aus Mitarbeiter*innensicht:

Gewinnung

Wenn du dies liest, bist du ziemlich sicher schon bei den Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) gelandet und hast dich entschieden, in einer bestimmten (Leitungs-)Tätigkeit bei uns zu arbeiten beziehungsweise es dir zumindest einmal "anzuschauen". Bist du ganz neu bei den Pfadfinder*innen, wird dir deine Teamleiterin oder dein Teamleiter (Gruppenleitung, Stufenleitung, Elternratsobmann/-obfrau ...) gleich zu Beginn schon Genaueres über die PPÖ erzählt haben.

Einführung

Du erhältst nun einen Überblick über das, was dich bei deiner neuen Tätigkeit erwartet. Du bekommst Informationen über den "Hausbrauch" (wo findest du was im Pfadfinder*innenheim ...), über das Zusammenleben und die Regeln in der Gruppe und vieles andere mehr. Vielleicht bekommst du sogar ein Handbuch, wo alle diese wichtigen Dinge zum Nachlesen festgehalten sind. In dieser Phase, die durchaus einige Wochen oder mehr andauern kann, wirst du auch in deine (Leitungs-)Tätigkeit hineinschnuppern und kannst und sollst deinen neuen "Job" so richtig ausprobieren, sowie dir das gesamte Umfeld anschauen.

Vereinbarung

Du hast geschnuppert, dir vielleicht sogar verschiedene Stufen beziehungsweise Tätigkeitsfelder angeschaut und bist dir nun sicher, dass du "einsteigen" und losstarten willst. In einem Gespräch mit deiner Teamleitung/Gruppenleitung (= Mitarbeiter*innengespräch) vereinbarst du nun konkret, welche Tätigkeit du für welchen Zeitraum und unter welchen Rahmenbedingungen ausüben willst.

 

Die Arbeitsphase

Aus Mitarbeiter*innensicht:

(Leitungs-)Tätigkeit

Du bist nun voll in deiner (neuen) Tätigkeit drinnen und erlebst Woche für Woche spannende, interessante und neue Dinge oder bist vielleicht ohnehin schon lange in dieser Funktion tätig. In jedem Fall gibt es in dieser Phase zwei wichtige Varianten der Unterstützung für dich: das Ausbildungssystem der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) und die persönliche Betreuung in deinem Team.

PPÖ-Ausbildung - 3-Säulen-Modell

Das 3-Säulen-Modell umfasst das umfangreiche Ausbildungsangebot der PPÖ in Form von Seminaren, das Lernen in deinem Team (deiner Gruppe), sowie das selbständige Lernen. Auch du selbst darfst und sollst aktiv sein und dir neues Wissen und neue Fähigkeiten aneignen.

Persönliche Betreuung

Zusätzlich wirst du von deiner Teamleitung oder einer anderen speziell festgelegten Person persönlich bei deiner Tätigkeit und allem, was rundherum dazugehört, betreut.

 

Die Auswertungsphase

Aus Mitarbeiter*innensicht:

Evaluierung

Im Rahmen eines (jährlichen) Mitarbeiter*innengespräches mit deiner Teamleitung beziehungsweise deiner Gruppenleitung kannst du Rückmeldung über deine Tätigkeit einfordern und im Gegenzug erzählen, wie du die anderen so erlebt hast, wie dir deine (Leitungs-)Tätigkeit gefällt, was gut läuft und was weniger gut ist. So ein Gespräch sollte zumindest am Ende der vereinbarten Zeit stattfinden.

Bei diesem Mitarbeiter*innengespräch am Ende der vereinbarten Zeit kannst du auch entscheiden beziehungsweise bekanntgeben, wie du dir deine nahe Zukunft bei den Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) vorstellst. Du hast drei Möglichkeiten: Verbleib in der Stufe, Beendigung und Wechsel.

Verbleib

Dies bedeutet, du bleibst weiter in deiner aktuellen Funktion.

Beendigung

Du möchtest in Zukunft keine (Leitungs-)Tätigkeit in deiner Gruppe, bei den PPÖ ausüben und "hörst auf".

Wechsel

Du möchtest in eine andere Funktion, eine andere Stufe, ... wechseln.

 

Das Mitarbeiter*innengespräch

Einleitung

Mitarbeiter*innengespräche finden sinnvollerweise jährlich statt, spätestens aber am Ende der vereinbarten Zeit beziehungsweise Funktionsperiode. Dabei werden in der Regel immer folgende drei Bereiche analysiert:

  • Wie geht es dem*der Leiter*in aktuell in Stufe, Team, Pfadfinder*innengruppe, "bei den Pfadis"? (Status quo)
  • Wie war die Arbeit bisher? (Auswertung)
  • Was soll beziehungsweise wird die Zukunft bringen? (Weiterplanung)

Mitarbeiter*innengespräche zeichnen sich einerseits durch eine offene und konstruktive Atmosphäre aus, andererseits durch ihre formale Struktur (Vorbereitung beider Seiten anhand von Unterlagen, vorher fixierter Termin ...).

Der oft stressige Gruppenalltag bietet wenig Zeit und Gelegenheit für Gespräche, die über den aktuellen Anlass hinausgehen. Ziele und Ergebnisse der Arbeit, besondere mit der konkreten Aufgabe in der Gruppe verbundene Probleme, Fragen der Zusammenarbeit, sowie Erwartungen zur persönlichen Weiterentwicklung bleiben oft unbesprochen. Gespräche mit solchen Themen sind keine Selbstverständlichkeit. Sie benötigen in jeder Organisation einen besonderen Platz, auch in der PfadfinderInnengruppe beziehungsweise bei den PfadfinderInnen generell.

Das Mitarbeiter*innengespräch gibt Gelegenheit dazu, diese Fragen zu besprechen, und ist ein Innehalten und Hinschauen. Dieses Hinschauen ist ein Gemeinsames, sodass Mitarbeiter*innen und Gruppenleitung zu einem gemeinsamen Bild kommen.